Heute will ich mal versuchen meine Empfindungen vom Unfalltag und dem vorherigen nieder zu schreiben.

 

Es begann alles am Freitag den 05.06.2006.

 

Renè kam aus der Schule und war den ganzen Nachmittag über ziemlich ruhig. Er ging in sein Zimmer um zu lernen (am Mittwoch den 10.05.hätte er Prüfung gehabt). Etwas später kam er runter und spielte mit seiner kleinen Schwester Emily (5Jahre) am Computer. Ich empfand den Tag als sehr entspannend und ruhig. Gegen 17:30 Uhr begann ich zu kochen. Es sollte Spaghetti mit Spinat geben. Renè liebte dieses Gericht. Er kam kurz in die Küche und sagte hmmm lecker. Irgendwann hörte ich sein Handy klingeln und ich machte ihn darauf aufmerksam. Er rannte sofort nach oben und das war das letzte mal das ich ihn lebend sah - meinen geliebten Sohn. Als ich ihn zum Essen rief sagte mein Mann und seine Schwester: Renè ist schon weg er ist bestimmt zum Training.

Ich wunderte mich schon sehr, weil er noch nie gegangen ist ohne mir Tschüß zu sagen. Ließ es aber dabei und telefonierte ihm nicht hinterher (welch fataler Fehler). So verging der Abend und die Nacht. Ich war 1:50 Uhr wach und schaute zur Uhr (wie ich später erfahren musste, Renè seine Sterbeminute). Schlief allerdings weiter und wachte ungewöhnlich früh fürs Wochenende auf 6:30 Uhr.

Ich bin auch gleich aufgestanden, irgendwie trieb mich eine Unruhe aus dem Bett. Mein 1.Weg führte mich in Renè sein Zimmer, doch sein Bett war leer.

Na gut dachte ich, wahrscheinlich schläft er bei Rebecca.

Ich setzte mich auf mein Rad und machte meine Runde. In der Hälfte der Strecke hatte ich doch keine Ruhe mehr und versuchte ihn und Rebecca vergeblich anzurufen. Das beunruhigte mich doch sehr, also rief ich bei Rebeccas Eltern an. Und damit begann der nie mehr enden wollende Albtraum.

Da wurde mir gesagt die hätten einen Unfall gehabt und Rebeccas Mutter sei im Krankenhaus. Ich verstand die Welt nicht mehr warum ruft mich niemand an wenn mein Sohn einen Unfall hatte. Naja ich rief sofort Renès Vater an und teilte ihm mit es etwas schlimmes passiert keiner sagt mir was. Er war natürlich genauso geschockt wie ich. Als ich dann mit meinem Fahrrad zurück gefahren bin (vermutlich in doppelter Geschwindigkeit) rief ich im Krankenhaus an und wollte wissen wie es meinem Sohn geht, die wussten natürlich nichts von Ihm. Die sagten mir nur dass es Rebecca gut geht und ich mich an die Polizei wenden soll. Dies tat ich dann auch aber auch dort bekam ich keine Antwort man bat mich um Geduld die Kollegen wären noch vor Ort. Es war inzwischen 8:30 Uhr. Ich glaubte durchzudrehen. Ich rief meinen Bruder an (er arbeitet auf einer Leitstelle) und bat ihn er möge versuchen etwas raus zu bekommen. In der Zwischenzeit hat sich mein Mann ins Auto gesetzt und ist zur Unfallstelle gefahren (ich konnte nicht). Nach 10 Minuten cirka rief mein Bruder zurück und sagte: es war ein sehr schwerer Verkehrsunfall mit mehreren Toten aber man hat Ihm nicht gesagt ob Renè dabei war. Ich glaubte das Alles nicht. Ich war schon wie in Trance.

Ich schaltete das Radio ein, eigentlich wollte ich das nicht aber ich tat es trotzdem und da kam die Nachricht: Schwerer Verkehrsunfall in Laucha, 4 Tote, nur eine 18 jährige junge Frau konnte sich retten. Was ab da los war ist unbeschreiblich. Ich war mit meiner 5 jährigen Tochter allein zu Haus (die Ärmste musste dieses ganze Szenario live miterleben). Sofort rief ich meinen Bruder wieder an und fragte ihn ob das stimmt was man im Radio sagt. Er sagte: ich denke schon. Jetzt weiß ich nicht mehr so genau wie es weiter ging. Ich besprach mit Ihm dass er meine große Schwester anruft damit sie sich um meine Eltern kümmert. Ich rief Renès Vater an. Der konnte es nicht glauben und war schon auf dem Weg zur Unfallstelle. Dann rief ich meinen Mann an und er bestätigte mir meine schlimmsten Befürchtungen.  G R A U E N V O L L ! So begann das große Warten. In den nächsten Nachrichten sprach man schon von 5 Toten. Es wurde immer schlimmer. 10.30 Uhr klingelte es  (der Unfall war 1.50 Uhr die Bergung des Autos und meines Sohnes hat so lange gedauert. Zum Glück hat Rebecca alles gut überstanden und konnte noch vor ihrem Weg ins Krankenhaus sagen, dass insgesamt 6 Personen im Auto saßen. Renè wurde rausgeschleudert und lag im Wasser während die anderen 4 im Auto eingeklemmt waren. Renè wurde ca. 8:30 Uhr gefunden) Danke an alle Helfer und Retter die dieses furchtbare Erlebnis garantiert auch Ihr Leben lang mit sich rum tragen.

Ich sah durch die Tür Uniformen. Es waren 3 Herren und meine Schwägerin. Ich war vorbereitet (wie meine Schwägerin mir heute sagt sehr ruhig). Man überbrachte mir die grausame Nachricht vom Tod meines Sohnes. Ich fragte natürlich sofort ob Renè gefahren ist. Dies wurde zum Glück verneint. Mit dieser Last hätte ich nicht weiterleben können, wenn mein Sohn schuld am Tod von 4 Freunden und seinem eigenen gewesen wäre.

Dann fragte ich wer die anderen Verunglückten seien. Als 1. nannte man mir Johannes. Ich war fassungslos, sein guter Freund. Auch ich hatte Johannes sehr gern. Er war gern bei uns gesehen. Die anderen Namen sagten mir im 1.Moment gar nichts.

Später erfuhr ich wer meinem Sohn das Leben genommen hat. Es war Thomas D.

Ich kannte ihn schon länger und habe Renè immer geraten sich nicht mit Ihm einzulassen. Aber vermutlich war das mein Fehler. Ich konnte mir das alles nicht erklären und versuchte seinen Freund Ingo immerzu anzurufen. Er rief mich irgendwann zurück aber da war es alles schon traurige Gewissheit. Ich überbrachte Ihm die furchtbare Nachricht, er war geschockt. Ich wollte von Ihm wissen wie der Abend verlaufen sei und er hat es mir erzählt. Ingo verbrachte den Abend nicht mit Renè.

Als meine Familie eintraf setzten wir uns sofort ins Auto um unseren geliebten Sohn zu sehen und auch die Unfallstelle. Dort angekommen ein riesiger Menschenauflauf. Wir besahen uns das unfassbare. Darin sollte also unser Sohn sein Leben verloren haben. Wir konnten und wollten es nicht glauben.

Wir fuhren zum Bestattungsinstitut um Abschied zu nehmen. Da jedoch sagte man uns: das wäre nicht möglich. Frühestens am Montag. Die Toten seien nicht freigegeben (eine Lüge wie ich heute weiß. Noch in der Nacht waren alle freigegeben vom Staatsanwalt, sogar der Fahrer). Wir ließen uns aber nicht abwimmeln. Der nette Herr rief nochmals bei der Polizei an und bat uns dann am Nachmittag erneut zu kommen. Die Verunglückten müssten erst zurecht gemacht werden. Dafür hatten wir Verständnis.

Ich bin dann mit meiner Schwester und dem Vati von Renè zu Rebecca gefahren.

Sie war schon wieder zu Hause stand aber meiner Meinung nach völlig unter Schock wie wir alle.

 

Am Nachmittag sind wir wieder nach Laucha gefahren um uns zu verabschieden. Was da geschah in mir ist mit dem zu vergleichen als wenn einem das Herz rausgerissen wird und gleichzeitig die Luft abgeschnürt wird.

Es ist die Hölle. So etwas wünsche ich niemandem, wirklich N I E M A N D E M .

 

 

 

 

Vielleicht schreibe ich bald mal weiter. Für heute soll es genügen. Es war sehr schwer, tut aber auch gut darüber zu reden bzw. schreiben.

Und noch etwas an alle seine Freunde: niemand von Euch muss sich Vorwürfe machen, wirklich N I E M A N D . Der Einzige ist tot. Ich glaube auch er hätte damit nicht weiter leben können getrunken zu haben und 4 Leute auf dem Gewissen ...